Proteste, wachsende Frustration und der anhaltende Kampf der Landwirte gegen die Agrarpolitik der Regierung und die Auswirkungen der jüngsten Überschwemmungen in Deutschland prägen derzeit die Agrarlandschaft.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwid, hatte für den 8. Januar zu bundesweiten Streiks aufgerufen, um gegen die Rücknahme der ursprünglich geplanten Streichung von Steuererleichterungen für Landwirte zu protestieren. Die Entscheidung der Regierung, die Subventionen für Agrardiesel und Steuervergünstigungen für landwirtschaftliche Fahrzeuge im Rahmen der Sparmaßnahmen 2024 zu streichen, hatte bei den Landwirten Empörung ausgelöst und zu breiten Protesten in Berlin und anderen deutschen Städten geführt.
Hinzu kommt, dass die jüngsten Überschwemmungen, vor allem in den nördlichen Regionen seit dem 23. Dezember, die Spannungen noch verschärft haben. Während die Feuerwehr und andere Institutionen unermüdlich daran arbeiten, die Dämme instand zu halten und die Überschwemmungen einzudämmen, sehen sich die Landwirte nicht nur mit der unmittelbaren Bedrohung ihrer Ernten, sondern auch mit den langfristigen Folgen für ihre Betriebe konfrontiert. Inzwischen ist der Regen in Frost übergegangen und die Lage entspannt sich, aber die Belastung für die Gesellschaft bleibt spürbar. Vereiste Straßen und Hunderte von Traktoren, die in vielen deutschen Städten die Straßen blockieren, symbolisieren den gemeinsamen Kampf der Landwirte und der breiten Öffentlichkeit.
Ist mehr Druck auf die deutschen Landwirte die Lösung?
Während die Notwendigkeit, die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren und von fossilen Brennstoffen wegzukommen, unbestreitbar ist (der Landwirtschaftssektor des Landes war im vergangenen Jahr für 55,5 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen verantwortlich, was etwa 7,4 % der gesamten Treibhausgasemissionen des Landes entspricht), stellt sich die Frage: Ist mehr Druck auf die deutschen Landwirte die Lösung? Die Idee der Regierung, Steuervergünstigungen und Subventionen zu streichen, hätte die Existenz mancher Landwirte und die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Agrarsektors gefährden können. Die geplanten Streiks und Demonstrationen spiegeln die tiefe Besorgnis der Landwirte über diese Sparmaßnahmen wider, und die Spannungen haben sich auf andere Themen wie die Verschärfung von Vorschriften übertragen.
Sönke, Bio-Süßkartoffelbauer bei CrowdFarming, bringt über seine sozialen Medien den kollektiven Frust zum Ausdruck, der sich im Laufe der Jahre angestaut hat. Er weist auf ein konkretes Problem hin, bei dem die Landwirte ab 2023 4 % der Ackerfläche für den Artenschutz zur Verfügung stellen müssen. Während er die Bedeutung des Artenschutzes anerkennt, betont er, dass es keinen ausreichenden finanziellen Ausgleich für den Ertragsverlust gibt. Wie viele andere stört sich auch Sönke an der zunehmenden Arbeitsbelastung, die dadurch entsteht, dass die Landwirte mittels Apps und Fotoaufträgen selbst Feldbegehungen durchführen sollen – eine Aufgabe, die zuvor von den Kontrollstellen durchgeführt wurde.
Die deutschen Landwirte haben argumentiert, dass die Erhöhung des finanziellen und regulatorischen Drucks auf die Landwirte und nun auch noch die Streichung von Subventionen das Ende vieler kleiner Familienbetriebe im ganzen Land bedeuten könnte. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass bei einem abrupten Ende der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland die Exporte aus dem Ausland nur durch fossile Brennstoffe ermöglicht werden könnten, da es keine echte Alternative gibt.
Preiserhöhungen als Versuch, steigenden Kosten und Wetterextremen zu begegnen
Entgegen der landläufigen Meinung, dass steigende Lebensmittelpreise den Landwirten zugutekommen, ist es in Wirklichkeit so, dass die Landwirte derzeit nicht von diesen Preissteigerungen profitieren. Die Preise sind in den letzten Jahren aufgrund von Ernteeinbußen und eskalierenden Kosten auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe und der Lieferkette in die Höhe geschnellt.
Manuela vom Vulkanhof, Milchbäuerin bei CrowdFarming, setzt sich für faire und stabile Erzeugerpreise ein, da sich die Landwirte mehr auf ihre Produktion als auf Subventionen verlassen sollten. Manuela schätzt Initiativen wie CrowdFarming, bei denen durch den Direktverkauf ein größerer Teil des Verbraucherpreises beim Landwirt ankommt und so zur Stabilität der landwirtschaftlichen Einkommen beiträgt.
Außerdem ist es notwendig, dass die Verbraucher die ökologische und regenerative Landwirtschaft aktiv unterstützen bzw. dazu angeregt werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sie sich nicht für billigere Alternativen entscheiden, die der Umwelt schaden oder für die Erzeuger weniger gerecht sind.
Umweltinteressen vs. Wirtschaftlichkeit
Die vorgeschlagenen Subventionskürzungen hätten nicht nur die wirtschaftlichen Herausforderungen der Bundesregierung angehen, sondern auch die Treibhausgasemissionen im Agrarsektor verringern sollen. Und genau hier liegt die Herausforderung – wir haben auf europäischer Ebene ein Subventionssystem geschaffen, das den einfachen Ausweg aus einem kaputten System darstellt. Aber Subventionen ohne einen angemessenen Übergangsplan verschleiern das Problem nur so lange, bis wir uns nicht mehr auf sie verlassen können, und dann kommt das Problem wieder an die Oberfläche.
Viele Agrar- und Politikwissenschaftler fordern seit langem eine Umstrukturierung des Systems der Agrarsubventionen. Auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft plädiert in ihrem agrarpolitischen 6-Punkte-Plan für faire Preisverhandlungen, Maßnahmen für mehr Tierwohl und eine Umverteilung der Subventionen zur Stärkung der kleinen und mittleren Betriebe.
Unser Ziel ist es, mit diesem Artikel eine objektive Perspektive auf die Herausforderungen darzustellen, mit denen deutsche Landwirte konfrontiert sind, während sie durch Proteste, politische Forderungen und die Auswirkungen extremer Wetterbedingungen navigieren. Gleichzeitig möchten wir aber auch die dringende Notwendigkeit eines gemeinsamen Ansatzes betonen, um den Übergang zu einer nachhaltigen und fairen Agrar- und Lebensmittelkette zu schaffen. Wir hoffen, dass die Regierung, Umweltgruppen, Landwirte und andere wichtige Akteure der Agrar- und Ernährungswirtschaft diese Gelegenheit nutzen, um eine gemeinsame Basis zu finden, die einen florierenden Agrarsektor gewährleistet und gleichzeitig die Nachhaltigkeitsziele des Landes vorantreibt.
Kommentare
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Comentarios
Hallo!
es ist die Agrarindustrie selbst, die mit industrieller, subventionierter Produktion das Klima und Umwelt schädigt und dabei gleichzeitg noch durch Preisdruck die kleineren und ökologisch engagierten Bäuerlichen Betriebe schädigt. Ein Ergebnis Jahrzehnte langer falscher Subventionspoltik, gepusht durch eine starke Industrielobby. Die Öko-Bauern sollten sich zusammenraufen und eine Alternative zu Ihrer eigenen Agrar-Industrielobby aufzeigen.
Viele Grüße,
Hallo Manfred,
vielen Dank für deinen Kommentar und dein Engagement für die Themen rund um nachhaltige Landwirtschaft. Du sprichst eine wichtige Problematik an, die tief in der Agrarpolitik verwurzelt ist. Es ist in der Tat bedauerlich, dass die Landwirtschaft von industriellen, subventionierten Produktionsmethoden dominiert wird, was sowohl ökologische als auch ökonomische Herausforderungen mit sich bringt.
Wir stimmen zu, dass es an der Zeit ist, alternative Wege aufzuzeigen und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Die ökologisch engagierten Bauern sollten zusammenarbeiten, um eine starke Stimme für eine umweltfreundliche Landwirtschaft zu werden. Dabei ist es wichtig, die Verbraucher aufzuklären und auf die Vorteile nachhaltiger, regionaler Produkte hinzuweisen.
CrowdFarming ist eine Plattform, die versucht, einen positiven Beitrag zu leisten, indem sie direkte Verbindungen zwischen Verbrauchern und Bauern schafft. Durch den Direktverkauf von Produkten fördern wir faire Preise und ermöglichen den Bauern, einen gerechten Anteil am Verkaufspreis zu erhalten. Dabei setzen wir uns sehr für eine nachhaltige und transparente Landwirtschaft ein.
Vielen Dank für deine Unterstützung und die wichtigen Anregungen. Gemeinsam können wir dazu beitragen, eine Landwirtschaft zu gestalten, die im Einklang mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit steht.
Liebe Grüße 🌞
Das CrowdFarmer Service Team
Durch die Sendung Plan B wurde ich vor einiger Zeit auf Crowdfarming aufmerksam. Seither kaufe ich gerne dort ein.
Die gute Qualität und der Gedanke, dass alle teilnehmenden Landwirte für ihre Arbeit einen guten Preis erhalten, lässt mich immer wieder auf diese Weise meinen Bedarf zu bestellen.
Ich habe einen Single-Haushalt und kann meinen Bedarf entsprechend nicht erhöhen. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, Freunde oder Bekannte von dem System zu überzeugen. Ich selbst kaufe gar nicht mehr in Discountern ein, da nach meiner Einschätzung hier einzig das Unternehmen profitiert. Wirklich bedauerlich, dass in Deutschland der Schwerpunkt für Lebensmitteln auf dem Preis und nicht auf der Qualität liegt .
Hallo Ulrike, vielen Dank für deine positive Rückmeldung und dein Vertrauen in CrowdFarming! Wir schätzen es sehr, dass du die Qualität und den Gedanken der fairen Entlohnung der Landwirte schätzt.
Es freut uns zu hören, dass du persönlich von unserem Konzept überzeugt bist und bewusst auf nachhaltige Lebensmittel setzt. Dein Engagement für Qualität und faire Bedingungen in der Landwirtschaft ist wirklich lobenswert. Es kann manchmal eine Herausforderung sein, andere von neuen Konzepten zu überzeugen, aber wir schätzen deine Bemühungen, CrowdFarming mit Anderen zu teilen.
Es ist bedauerlich, dass in Deutschland der Schwerpunkt oft auf dem Preis statt auf der Qualität liegt. Wir hoffen, dass sich mit der Zeit ein Umdenken in der Einstellung zum Lebensmittelkonsum vollzieht, und Menschen zunehmend die Wertschätzung für hochwertige, nachhaltige Produkte entwickeln. – Genau dafür setzen wir uns ein!
Falls du Fragen hast oder weitere Unterstützung benötigst, stehen wir dir gerne zur Verfügung. Nochmals vielen Dank für deine Unterstützung und dein Vertrauen in unser Projekt! 😊
Ich verstehe nicht sehr viel vom Aufbau der Regeln bezüglich Landwirtschaft in Deutschland aber es ist mir ins Auge gestochen dass Förderungen mit der Grösse der Landwirtschaften wächst. Das finde ich äusserst fragwürdig – ich finde es müsste genau umgekehrt sein, das darf man sich nicht gefallen lassen. Was machen wir ohne die kleineren Landwirtschaftsbetriebe. An die Folgen möchte ich gar nicht denken
Hallo Isolde, vielen Dank für deine Nachricht und dein Interesse an landwirtschaftlichen Förderungen in Deutschland. Es ist verständlich, dass der Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Förderungsbeträgen Fragen aufwirft. Deine Bedenken bezüglich der kleineren Landwirtschaftsbetriebe sind durchaus berechtigt. 🌱
Die Verteilung von Fördermitteln kann in der Tat eine komplexe Angelegenheit sein und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es ist wichtig zu betonen, dass Förderprogramme oft darauf abzielen, bestimmte Ziele wie nachhaltige Praktiken, Umweltschutz oder andere gesellschaftliche Interessen zu fördern. Dennoch sollte darauf geachtet werden, dass dies nicht zu einer Benachteiligung kleinerer Betriebe führt.
Deine Meinung, dass die Unterstützung umgekehrt sein sollte und kleinere Betriebe besondere Beachtung verdienen, ist eine wichtige Perspektive. Es könnte interessant sein, sich mit Organisationen oder Gruppen zu vernetzen, die sich für die Interessen kleinerer Landwirtschaftsbetriebe einsetzen, um gemeinsam für eine ausgewogenere Förderpolitik einzutreten.
ICH VERTRĂTE die Meinung von crowd farming den ich war 45 Jahre im Handwerk und Handel Sebstăndig. Mein Kōnnen waren meine Hănde und meine Ideen ich kann. Da ich mit nichts angefangen bin, habe ich von meinem Start keine DM noch € bekommen. Nun bin ich 90 Jahre alt und habe habe ein Einkommen was zum Leben recht. Ich bin fit und habe immer noch Lust auf neue Ideen um mein Alltag mit neue Essgewohnheiten zu erreichen. Mit Freundlichen Grüßen Helga Heitkamp
Liebe Helga, herzlichen Dank für deine inspirierende Nachricht! Es ist bewundernswert zu hören, wie du dein Leben im Handwerk und Handel selbstständig gestaltet hast. Deine Lebensgeschichte ist sicherlich eine Quelle der Motivation für viele, insbesondere für Menschen, die sich von null aus eine Existenz aufbauen möchten. Dein Engagement für neue Ideen und das Interesse an neuen Essgewohnheiten, auch im fortgeschrittenen Alter, sind wirklich beeindruckend. Es zeigt, dass die Neugier und der Wille zur Veränderung keine Altersgrenzen kennen. Wir freuen uns sehr, dass CrowdFarming einen Teil zu einem erfüllten Leben beitragen kann. Wenn du weitere Ideen oder Anregungen hast oder wenn wir dir in irgendeiner Weise behilflich sein können, lasse es uns gerne wissen. 😊
Liebe Grüße
Das CrowdFarmer Service Team🌱