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Was ist regenerative Landwirtschaft, und wie lässt sie sich mit der Bio-Zertifizierung in Einklang bringen?




Auf CrowdFarming findest du hauptsächlich Bio-Landwirte. Außerdem haben wir uns von Anfang an dafür entschieden, Landwirte zu integrieren, die auf Bio umstellen wollen, weil wir als Landwirte wissen, wie schwierig der Umstellungsprozess ist.


Wir sind ein entschiedener Verfechter des Biolandbaus. Aber wir wollen auch Teil einer Bewegung sein, die in Europa und weltweit immer mehr an Bedeutung gewinnt, die regenerativen Landwirtschaft. Das führt bei uns manchmal intern zu Reibungen und Debatten. In diesem Artikel möchten wir dir unsere Haltung zu diesem Thema erklären. 


Ist Bio nicht genug?


In der EU-Verordnung vom Juni 2007 über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen (Verordnung (EG) Nr. 834/2007) finden wir Ziele, die denen der regenerativen Landwirtschaft sehr ähnlich sind:


„Sicherstellung eines tragfähigen Systems der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, das die Ökosysteme und natürlichen Kreisläufe respektiert und die Gesundheit von Boden, Wasser, Pflanzen und Tieren sowie das Gleichgewicht zwischen ihnen bewahrt und verbessert und zu einem hohen Grad an biologischer Vielfalt beiträgt.“ Darüber hinaus „qualitativ hochwertige Produkte zu erhalten“.


Mit der Einführung der Zertifizierung auf europäischer Ebene mussten die Standards jedoch an eine Vielzahl von verschiedenen Gegebenheiten angepasst werden. Die derzeitige Regelung zum Biolandbau stützt sich hauptsächlich auf den Verzicht von Kunstdünger und Pestiziden. Ökologische Erzeuger müssen verschiedene Methoden zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der Gesundheit von Tieren und Pflanzen einführen, z. B. den Anbau stickstoffbindender Pflanzen, wie Klee oder Leguminosen, zur Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit. 


Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Biolandbau in seinem Wesen der regenerativen Landwirtschaft sehr nahekommt. Die Bio-Zertifizierung beruht auf einer Liste von erlaubten und verbotenen Praktiken, die zweifellos eine grundlegende Rolle beim Schutz der Umwelt spielen. Da das Ergebnis jedoch in der Umwelt nicht gemessen wird, kann es sein, dass ein zertifizierter Bio-Erzeuger sein Ökosystem gar nicht regeneriert, sondern “nur” erhält. 







Gibt es eine Zertifizierung für regenerative Landwirtschaft?


Es gibt noch keine einheitliche Definition für regenerative Landwirtschaft. Ebenso wenig gibt es eine Zertifizierung auf europäischer Ebene. Im Gegenzug gibt es Tausende, die von sich behaupten, eine regenerative Landwirtschaft zu betreiben. Heutzutage kann jeder behaupten, regenerativ zu sein, wodurch einem raffinierten und schwer zu entlarvenden Greenwashing Tür und Tor geöffnet werden. Dies bringt nicht nur den Ruf aller derer in Gefahr, die regenerative Landwirtschaft richtig betreiben, sondern schädigt auch das Vertrauen der Verbraucher. 


Wir bei CrowdFarming meinen, dass eine neue Zertifizierung für regenerative Landwirtschaft zu genau denselben Ergebnissen führen würde, wie wir sie heute mit der Bio-Zertifizierung haben. Nach den gigantischen Anstrengungen, die unternommen wurden, um den Biolandbau, der heute nur 9,9 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Europa ausmacht, voranzutreiben, wäre es ein Drama, zwei Zertifizierungen, die im Grunde dasselbe anstreben, in einen Wettbewerb gegeneinander zu stellen.


Was ist also unser Vorschlag? Daten, Daten, und nochmals Daten. Wenn bei der Bio-Zertifizierung etwas fehlt, dann ist es die ganzheitliche Betrachtung der Landwirtschaft und des Ökosystems, in der diese stattfindet, und die Messbarkeit der Ergebnisse. Wenn wir sagen, dass regenerative Landwirtschaft vom Kontext abhängig ist und ihre Umwelt regeneriert, dann muss die Überprüfung der angewandten Praktiken aber auch so gestaltet sein, dass sie für alle Landwirte faire Voraussetzungen bietet und nicht dadurch gekennzeichnet ist, dass sie für einen landwirtschaftlichen Betrieb hervorragende Ergebnisse bedeutet und für andere den Bankrott. Daher sollte man sich nur dann als „regenerative Landwirtschaft“ bezeichnen dürfen, wenn man nachweisen kann, dass man den Boden, die biologische Vielfalt und die Umwelt, in der man arbeitet, tatsächlich regeneriert, also verbessert. 


Was sind unsere Forderungen an die europäischen Behörden?


Sachverständige auf diesem Gebiet und die Bereitstellung von Fortbildungsmöglichkeiten


Es gibt genügend Publikationen über regenerative Landwirtschaft im Internet, viele Webinare und Kurse zu diesem Thema werden angeboten. Was jedoch fehlt, sind Expertinnen und Experten, denen es gelingt, das Vertrauen der Landwirtinnen und Landwirte zu gewinnen, und die sich mit den jeweiligen Anbaukulturen und den örtlichen Bedingungen auskennen. Es mangelt an Modellbetrieben für die verschiedenen Anbauformen. Wenn wir über irgendeine Art von Zertifizierung sprechen, dann könnte es vielleicht die Zertifizierung eines Ausbildungs- und Beratungssystems durch die Europäische Union sein.


Ein skalierbarer Bewertungsrahmen 


Das heißt, ein Rahmen, der nicht auf so teuren Studien beruht, dass es sich nur Großbetriebe leisten können, sich „regenerativ“ nennen zu dürfen. Ein Rahmen, der uns die Schlüsselfaktoren auf dem Weg zur Regeneration aufzeigt und die Maßnahmen, die Landwirte je nach ihren individuellen Umweltbedingungen umsetzen sollten (ihre Region, welche Böden sie haben, die Niederschlagsmenge und der Zugang zu Wasser etc.). 


Bei CrowdFarming haben wir Basisdaten von Betrieben erhoben, die sich mit Unterstützung von Expertinnen und Experten auf den Weg hin zur regenerativen Landwirtschaft gemacht haben. Du kannst sie unter dem Stichwort „In Regeneration“ finden. Wir werden diese Ergebnisse sowie die Entwicklung derselben von Jahr zu Jahr veröffentlichen. 


Unterstützung auf dem Weg zur regenerativen Landwirtschaft 


Wir möchten immer mehr Landwirtinnen und Landwirte zum Übergang zur regenerativen Landwirtschaft ermutigen. Und wir schenken dem Wort Übergang besondere Aufmerksamkeit, denn wir sind überzeugt, dass sich die Anstrengungen auf diese Phase konzentrieren sollten. Wir glauben nicht an ein System, das von Beihilfen abhängig ist, sondern an Hilfen, um das System nachhaltig zu ändern.










Cris ist bei CrowdFarming für Wirkung und Nachhaltigkeit zuständig. Ihre Zeit in den informellen Siedlungen von Buenos Aires, bei Architekten ohne Grenzen im Senegal, in Flüchtlingslagern in Griechenland und weitere Erfahrungen in Indien und Palästina haben sie dazu gebracht, ihr Berufsleben dem Ziel widmen zu wollen, positive soziale und ökologische Auswirkungen zu schaffen - heute von CrowdFarming aus.

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