Die Abschaffung der „Agence Bio“ (Öko-Agentur)
Wir starteten das Jahr voller Energie und Hoffnung nach den Screenings unseres Dokumentarfilms in Paris und Berlin. Wir hatten die Gelegenheit, mit zentralen Akteuren der Branche darüber zu diskutieren, wie regenerative Bio-Landwirtschaft in größerem Maßstab umgesetzt werden kann. Doch der Monat brachte weniger erfreuliche Nachrichten: Der französische Senat verabschiedete einen Änderungsantrag, der die Abschaffung der Agence Bio vorsah – der nationalen Agentur, die für die Förderung und Entwicklung des ökologischen Landbaus in Frankreich zuständig ist.
Dieser Änderungsantrag wurde inzwischen zurückgenommen, doch er hat uns zum Nachdenken gebracht – darüber, wie Regierungen biologische Landwirtschaft und Umweltfragen priorisieren. Die Nachricht löste bei Branchenakteuren große Besorgnis aus und wurde – wenig überraschend – nicht gut aufgenommen von all jenen, die an eine notwendige ökologische und regenerative Agrarwende glauben.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2001 spielt die Agence Bio eine zentrale Rolle bei der Koordination und Förderung des ökologischen Landbaus. Sie informierte die Öffentlichkeit über die Vorteile biologischer Landwirtschaft, koordinierte Akteure innerhalb der Branche, analysierte wirtschaftliche Daten und förderte Innovationen durch finanzielle Unterstützung. Über zwei Jahrzehnte hinweg wurde diese Organisation zu einer tragenden Säule der Bio-Landwirtschaft. Sie unterstützte Landwirte bei der Umstellung auf umweltfreundliche Praktiken und sensibilisierte Verbraucher für nachhaltige Entscheidungen.
Der Vorschlag zur Abschaffung der Agence Bio war Teil des Haushaltsentwurfs für 2025. Laut der Regierung sollte diese Maßnahme dazu beitragen, öffentliche Ausgaben zu senken, da die jährliche Subvention von 2,9 Millionen Euro als „nicht essenziell“ angesehen wurde. Die Verlagerung der Aufgaben der Agence Bio auf andere Institutionen wie FranceAgriMer wurde als Lösung präsentiert, um Verwaltungsüberschneidungen zu vermeiden. Zudem schien der jüngste Rückgang der Verkäufe von Bio-Produkten diese Entscheidung zu beeinflussen – als ob die Förderung des Bio-Sektors nicht mehr als strategisch wichtig erachtet würde. Aber sollte nicht genau das Gegenteil der Fall sein? Wenn man ein Ziel nicht erreicht, macht es doch mehr Sinn, sich stärker dafür einzusetzen, anstatt es einfach aufzugeben.
Die Konsequenzen dieser Abschaffung wären für den Bio-Sektor dramatisch gewesen. Kurzfristig hätte das Fehlen einer zentralen Koordination dazu geführt, dass Initiativen fragmentiert und weniger wirksam geworden wären. Für Landwirte hätte dies ein negatives Signal gesendet und Investitionen in die Bio-Umstellung unattraktiver gemacht. Langfristig hätte dies Frankreichs Ziel gefährdet, den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Agrarflächen bis 2027 auf 18 % zu erhöhen, und die ökologischen Verpflichtungen des Landes untergraben.
Die Gründung der Agence Bio in Frankreich war eine wegweisende Initiative in Europa, denn nur wenige andere Länder haben vergleichbare Organisationen, die aktiv biologische Landwirtschaft unterstützen. In Deutschland fördert das Programm „Ökologischer Landbau“ sowohl Erzeuger als auch Verbraucher, während in Spanien jede Region ihre eigenen Programme über spezifische Ausschüsse verwaltet. In Italien konzentrieren sich nationale Kampagnen besonders auf die Verbraucheraufklärung. Trotz dieser Bemühungen profitieren nur wenige dieser Strukturen von der nationalen Koordination und Zentralisierung, wie sie die Agence Bio bot.

Diese Entscheidung hätte Frankreichs Position als führendes Bio-Land in Europa geschwächt. Im Jahr 2022 bewirtschaftete das Land rund 2,9 Millionen Hektar biologisch – das entsprach 17 % der gesamten ökologischen Anbaufläche in der EU, dem höchsten Anteil unter den Mitgliedstaaten.
Zudem hätte diese Abschaffung das Ziel des Europäischen Green Deals gefährdet, bis 2030 einen Anteil von 25 % Bio-Landwirtschaft zu erreichen. Ganz zu schweigen davon, dass ein solcher Rückschritt ein negatives Signal bezüglich Frankreichs Engagement für nachhaltige Entwicklung gesendet hätte.
Angesichts dieser Situation wird erneut deutlich, dass kollektives Engagement und Druck von Marken, Organisationen, NGOs und der breiten Öffentlichkeit entscheidend sind, um unsere Regierung zur Verantwortung zu ziehen. Das erinnert mich an die Gespräche der letzten Woche in Paris: Wir diskutierten darüber, dass politische Entscheidungen oft nicht mit den Bedürfnissen der Basis übereinstimmen und eher nachziehen als vorangehen. Wir sprachen darüber, dass wir aufhören müssen, Konsumenten als „die Anderen“ zu betrachten – schließlich sind wir alle Konsumenten. Und dass wir die Begriffe „Konsument“ und „Bürger“ stärker miteinander verknüpfen müssen, um die Kraft und die entscheidende Rolle des Konsums besser zu verstehen.
Glücklicherweise haben sich diesmal die Akteure des Bio-Sektors zusammengeschlossen und dafür gesorgt, dass die Abschaffung nicht umgesetzt wurde – und tatsächlich wurde der Beschluss recht schnell zurückgenommen. Doch auch wenn es manchmal so scheint, als würden Politiker immer einige Schritte hinterherhinken und die dringend benötigten Fortschritte in der ökologischen Transformation eher von Marken, Konsumenten und Landwirten vorangetrieben werden, müssen wir alle weiterhin laut bleiben, über diese entscheidenden Themen sprechen und unsere Abgeordneten und Regierungen mobilisieren, damit unsere Politik in die richtige Richtung gelenkt wird.
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