Vertraust du beim Kauf eines Produkts all diesen Etiketten, Logos und Slogans wie „recycelt“, „natürlich“ oder „umweltfreundlich“? Es ist ein häufiges Dilemma auf dem heutigen Markt, der von Erklärungen zur Nachhaltigkeit überschwemmt wird. Manchmal ist die Skepsis aufgrund von Greenwashing so tief verwurzelt, dass selbst wirklich umweltbewusste Marken auf den Prüfstand gestellt werden.
Dies wirft die Frage auf: Wie können Verbraucher zwischen Greenwashing und wirklich nachhaltigen Produkten unterscheiden?
Als Reaktion auf die zunehmenden Bedenken hinsichtlich des Greenwashing hat die Europäische Union (EU) mit der Umsetzung neuer Gesetze gegen diese Praxis einen bedeutenden Schritt nach vorn gemacht. Eine kürzlich von der Europäischen Kommission durchgeführte Studie ergab alarmierende Statistiken: Mehr als die Hälfte der Behauptungen von Unternehmen in der EU zur Umweltfreundlichkeit wurden als „vage, irreführend oder unbegründet“ eingestuft und 40 % entbehrten jeder Grundlage. Da gibt es viel Nebel und noch mehr Spiegel in der umweltfreundlichen Gasse!
Die EU hat diese Irreführung zur Kenntnis genommen und tritt mit einem neuen Regelwerk an, um der Bedrohung durch Greenwashing entgegenzutreten. Diese neue Richtlinie zielt auf verschiedene Aspekte des Greenwashing ab, einschließlich des CO2-Ausgleichs. Sie verbietet Behauptungen wie „klimaneutral“ oder „reduzierte Emissionen“, wenn sie sich ausschließlich auf die Kompensation verlassen, um die CO2-Umweltbilanz auszugleichen. Mit diesem Schritt wird auf wachsende Zweifel an der Wirksamkeit von Ausgleichsprogrammen reagiert, die bei der Minderung von Emissionen oft zu kurz kommen.
Darüber hinaus führt die Richtlinie ein vereinheitlichtes Etikett ein, um Produkte mit verlängerten Garantiezeiträumen hervorzuheben und sich so an den Zielen der Kreislaufwirtschaft zu orientieren, die im Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft dargelegt sind. Die Verlängerung der Garantiezeit ist eine Möglichkeit, die Wertschätzung für Produkte mit längerer Garantiezeit zu erhöhen und sie in den Vordergrund zu rücken. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Transparenz und die Rechenschaftspflicht in allen Sektoren zu fördern und das Vertrauen der Verbraucher in die Aussagen zur Nachhaltigkeit zu stärken.
Aber es geht nicht nur um CO2-Kompensation und Garantien. Ein weiteres Ziel der Richtlinie ist es, die Zahl der Nachhaltigkeitssiegel zu reduzieren und den Wildwuchs an verwirrenden Umweltzeichen zu stoppen, die nur dazu dienen, das Misstrauen der Verbraucher zu schüren. Bei mehr als 230 verschiedenen Umweltzeichen, die derzeit in Europa verwendet werden, ist es kein Wunder, dass sich Käufer überfordert fühlen und nicht mehr wissen, welchen sie noch vertrauen können.
Was bedeuten diese neuen Regelungen für Verbraucher und Unternehmen?
Die Nachfrage der Verbraucher nach nachhaltigen Produkten ist offensichtlich: 75 % der Europäer sind bereit, für umweltfreundliche Produkte mehr zu bezahlen. Die Navigation durch das Meer der grünen Etiketten und Aussagen kann jedoch überwältigend sein. Die EU-Initiative zielt darauf ab, Verbraucher in die Lage zu versetzen, selbst entscheiden zu können, indem von Herstellern verlangt wird, ihre Umweltaussagen mit geprüften Daten zu untermauern.
Für Unternehmen stellt die Anpassung an die Anti-Greenwashing-Gesetze der EU sowohl Herausforderungen als auch Chancen dar. Compliance kann zwar zusätzliche Kosten und Kontrollen mit sich bringen, bietet aber auch die Möglichkeit, sich in einem überfüllten Markt zu differenzieren. Durch die Priorisierung echter Nachhaltigkeitsbemühungen und transparenter Kommunikation können Unternehmen eine stärkere Markentreue und Glaubwürdigkeit aufbauen.
Nach den neuen Regelungen müssen allgemeine Umweltkennzeichnungen wie „ökologisch“ oder „biologisch abbaubar“ durch solide Nachweise für die Umweltleistung belegt werden. Unternehmen müssen die Einhaltung anerkannter Standards wie der ISO 14024-Zertifizierung oder der Kriterien für das EU-Umweltzeichen nachweisen. Von Rohstoffen bis zum Ende ihrer Nutzungsdauer müssen Unternehmen solide, überprüfte Daten zur Verfügung stellen, um ihre Aussagen zu untermauern. Und es geht nicht nur um Worte – auch Bilder oder Symbole, die eine „umweltfreundliche“ Botschaft vermitteln, werden geprüft.
Diese neuen Gesetze sind also eine Win-Win-Situation für Verbraucher und wirklich nachhaltige Unternehmen. Mit klareren Etiketten und mehr Transparenz können Käufer fundiertere Entscheidungen über die von ihnen gekauften Produkte treffen. Und für Unternehmen, die sich wirklich für die Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks einsetzen, schaffen diese Regelungen gleiche Wettbewerbsbedingungen und stellen sicher, dass ihre Bemühungen anerkannt werden und sich auszahlen.
Wenn du also das nächste Mal im Supermarkt mit einem Meer von grünen Aussagen konfrontiert wirst, denke daran, dass Hilfe auf dem Weg ist.
Im Zweifelsfall — suche nach dem Bio-Blatt der EU!
Wie von IFOAM – Organics in ihrem ORGANIC MOVEMENT’S MANIFESTO erklärt,
„ist der ökologische Landbau den Verbrauchern in der EU bekannt und das einzige gesetzlich festgelegte und zertifiziert nachhaltige Produktionssystem für Lebensmittel. Daher erkennt der europäische Green Deal an, dass die ökologische Landwirtschaft beim Übergang zu einem nachhaltigen Lebensmittelsystem in Europa eine wichtige Rolle spielt.“
Wir können Greenwashing bekämpfen und echte Veränderungen in der Branche fördern, indem wir fundierte Entscheidungen treffen und wirklich nachhaltige Praktiken unterstützen. Setzen wir also unsere Kaufkraft klug ein, indem wir wachsam zwischen echter Nachhaltigkeit und bloßen Marketingtricks unterscheiden. Mit jeder gewissenhaften Entscheidung kommen wir einem gesünderen Planeten und einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem für zukünftige Generationen näher.
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