Wenn man durch einen Supermarkt schlendert und sich dort die Bio-Produkte ansieht, kann man sich durchaus die Frage stellen, warum man für denselben Apfel mehr bezahlen sollte. Aber bevor du nach der (manchmal) billigeren und nicht-biologischen Alternative greifst, sollten wir zuerst einen Blick hinter die Kulissen werfen. Denn Vorsicht: Herkömmliche Lebensmittel schonen deinen Geldbeutel vielleicht gar nicht so sehr, wie es zunächst scheinen mag. Tatsächlich enthalten sie eine ganze Reihe von versteckten Kosten, die du bereits bezahlst – nur eben nicht an der Kasse.
Im Bericht „The-Hidden-Cost-of-UK-Food“ des Sustainable Food Trust wurde festgestellt, dass die Lebensmittel, die die Menschen im Vereinigten Königreich konsumieren, sie fast doppelt so viel kosten, wie auf ihrem Kassenbon steht. Aus dieser Studie ging hervor, dass pro 1 £, der im Vereinigten Königreich an der Kasse ausgegeben wurde, zusätzlich 1 £ an einer zunächst verborgenen Stelle ausgegeben wurde.

Die wahren Kosten von nicht-biologischen Lebensmitteln: Was sie dir nicht sagen
Stell dir vor, du kaufst ein Auto für einen spottbilligen Verkaufspreis, musst es aber nun ständig reparieren lassen, außerdem verschmutzt es die Umwelt und zehrt auf Dauer deine Ersparnisse auf. So ungefähr verhält es sich auch mit nicht-biologischen Lebensmitteln. Du sparst vielleicht ein paar Cent im Geschäft, aber überall lauern versteckte Kosten. Sehen wir uns das alles im Detail an:
1. Kosten für die Säuberung der Umwelt:
Die nichtökologische Landwirtschaft ist stark auf synthetische Pestizide und Düngemittel angewiesen. Diese werden nicht alle von den Pflanzen absorbiert oder vom Boden aufgenommen, sondern fließen in Wasserscheiden, und können zu einer schlechteren Bodenqualität, Wasserverschmutzung und einem Verlust der biologischen Vielfalt führen. Was du dabei beachten solltest: Die Kosten für die Beseitigung dieser Schäden trägst auch du. Die Europäische Union gibt jährlich 2,5 Milliarden Euro für die Reinigung von mit Pestiziden und Düngemitteln kontaminiertem Wasser aus (EU Science Hub). Diese versteckten Kosten werden in Form von Steuern, Umweltschäden (dem Verlust von natürlichen Ressourcen wie sauberer Luft und sauberem Wasser und einer gesunden Umwelt, die für das menschliche Wohlergehen unerlässlich sind) und teureren Wasserrechnungen an dich weitergegeben.
2. Ausgaben im Gesundheitssystem, die man zunächst nicht auf dem Schirm hat:
Die Chemikalien, von denen wir gerade gesprochen haben? Sie fließen nicht nur in Wasserscheiden. Sie können sich auch ihren Weg in dein Essen, dein Wasser und in die Luft bahnen und damit die menschliche Gesundheit schädigen. Pestizide wurden bereits mit einer ganzen Reihe von gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, von neurologischen Erkrankungen bis hin zu Krebs. Im Rahmen des Berichts der FAO über „The state of food and agriculture 2023“ stellte sich heraus, dass dabei jedes Jahr 11.000 Milliarden Dollar an Kosten im Zusammenhang mit der Gesundheitsversorgung entstehen, hauptsächlich aufgrund landwirtschaftlicher und industrieller Verschmutzung.
Es wurde sogar eine neue Analyse der wahren Kosten von 154 Ländern vorgestellt, aus der vorläufige Schätzungen der „quantifizierten versteckten Kosten“ der Agrar- und Lebensmittelsysteme hervorgehen. Die Analyse ergab, dass die (ökologischen, sozialen und gesundheitlichen) quantifizierten versteckten Kosten der Agrar- und Lebensmittelsysteme im Jahr 2020 weltweit ca. 12,7 Billionen Dollar betrugen, was fast 10 Prozent des weltweiten BIP in Kaufkraftparität entspricht. Dies unterstreicht die unbestreitbar dringliche Notwendigkeit, diese Kosten bei der Entscheidungsfindung im Rahmen der Transformation der Agrar- und Lebensmittelsysteme zu berücksichtigen.
3. Subventionen – AUCH BEKANNT ALS: der versteckte Rabatt:
Die EU gibt 1/3 ihres Budgets für Agrarsubventionen aus, bei denen dringend ein radikales Umdenken stattfinden muss. Einfach gesagt, ist das System so gestaltet, dass man mehr Geld bekommt, wenn man mehr Land bewirtschaftet. Wer häufig von diesen Subventionen profitiert, sind Bewirtschafter großer Ländereien, die auf ihren Feldern im großen Maßstab und auf herkömmliche Weise Mais und Soja anbauen, die anschließend als Tierfutter genutzt werden. Anstatt einen Wandel hin zu regenerativeren und ökologischeren Anbaumethoden zu fördern, die gleichsam die Widerstandsfähigkeit der Landwirte erhöhen, ihre Abhängigkeit von chemischen Produkten verringern und die Qualität der Lebensmittel verbessern würden, senken diese Subventionen künstlich die Lebensmittelpreise, wodurch sie billiger erscheinen, als sie wirklich sind, wodurch schließlich ein eigentlich kaputtes Agrar- und Lebensmittelsystem aufrechterhalten wird. Glücklicherweise wird das europäische Agrarsubventionssystem (die Gemeinsame Agrarpolitik) derzeit einer Überprüfung unterzogen, sodass wir hoffen dürfen, dass bald einige wichtige Änderungen umgesetzt werden.
4. Klimawandel: das ultimative Preisschild:
Das derzeitige Agrar- und Lebensmittelsystem spielt eine wichtige Rolle bei den Treibhausgasemissionen, bei der Abholzung der Wälder, der Verschlechterung der Bodenqualität und der Überbeanspruchung des Wassers. Was uns alle, wenig überraschend, wiederum viel Geld kostet (ganz zu schweigen von den damit verbundenen sozialen und Umweltauswirkungen). Überschwemmungen, Dürren und Flächenbrände schaden der Nahrungsmittelproduktion, treiben die Preise in die Höhe und gefährden die Landwirte. Laut dem FAO-Bericht könnte die Lebensmittelproduktion in den nächsten 25 Jahren um 12 % sinken, wenn die Ackerflächen weiterhin schlechter werden, was zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise um 30 % führen würde. Regenerativ-organische Anbaumethoden tragen jedoch zu einem gesunden Boden bei und machen die Landwirtschaft widerstandsfähiger, was eine direkte Wirkung auf unsere Wirtschaft und die globalen CO2-Emissionen entfaltet.

Ist Bio damit wirklich so teuer?
Natürlich sieht der Preis auf den ersten Blick etwas höher aus. Aber wenn man die Kosten dazurechnet, die wir bereits zahlen – mit unseren Steuern, mit der Umweltzerstörung, der Verschlechterung der öffentlichen Gesundheit und den Auswirkungen auf das Klima – sehen nicht-biologische Lebensmittel auf einmal nicht mehr wie Schnäppchen, sondern wie eine tickende Zeitbombe aus.
Das bestehende Lebensmittelsystem schadet den Landwirten. Niedrige Lebensmittelpreise zwingen die Landwirte zu Kostensenkungen und einer Intensivierung der Produktion ihrer Erzeugnisse, sodass sie in einem Kreislauf aus Umweltzerstörung und finanzieller Unsicherheit gefangen sind. Deshalb müssen wir das Lebensmittelsystem dringend überdenken und Maßnahmen wie die folgenden ergreifen:
- Umleitung öffentlicher Subventionen zur Unterstützung der Landwirte bei der Umstellung auf ökologische und regenerative Praktiken, etwa durch finanzielle Anreize, Schulungen und andere relevante Mittel.
- Neben den Subventionssystemen sollten auch die Steuersysteme überdacht werden, wobei Steuern auf die umweltschädliche Nutzung von Stickstoffdünger erhoben werden sollten, während die finanzielle Sicherheit gefährdeter Landwirte gewährleistet sein sollte.
- Förderung von Transparenz und Bewusstsein in der Lebensmittelindustrie, damit die Verbraucher fundierte Entscheidungen über die von ihnen erworbenen Lebensmittel treffen können.
- Investitionen in Forschung, um die Auswirkungen einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion auf die Resilienz, Ernährung, Umwelt und Wirtschaft aufzuzeigen.
Glücklicherweise scheinen diese Erkenntnisse zur EU durchzudringen: Die Europäische Kommission erwägt derzeit ein marktorientiertes System, um die Rolle der Landwirte bei der Erhaltung der Natur und der Wiederherstellung der verlorenen biologischen Vielfalt zu würdigen, indem die Leistungen der Landwirte für die Ökosysteme einen entsprechenden Preis haben sollen. So sagte die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen: „Wir brauchen neue Finanzinstrumente, um die Landwirte für die zusätzlichen Kosten einer nachhaltigen Landwirtschaft sowie für die Pflege des Bodens, des Landes, des Wassers und der Luft zu entschädigen. Es ist an der Zeit, diejenigen zu belohnen, die unserem Planeten dienen.“Der Kauf von regenerativ-biologischen Produkten gleicht daher einer Investition in die Zukunft – für deine Gesundheit, den Planeten und sogar für deinen Geldbeutel. Wenn du also das nächste Mal vor der Entscheidung stehst, welchen Apfel du kaufst, solltest du Folgendes bedenken: Du bekommst, wofür du bezahlst.
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